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Russlands Botschaft als Herzstück für EU-weite Geheimdienstoperationen?

Russland soll Tschechien als Basis für EU-weite Geheimdienstoperationen nutzen – darauf weist der tschechische Inlandsgeheimdienst hin. Der direkte Ton in dem Bericht ist ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher aber ist die Reaktion von Präsident Zeman.

Die russische Botschaft im 6. Bezirk in Prag ist ein riesiger Bau: Eine imposante Stadtvilla mit hohen römischen Säulen, einem breiten Treppenaufgang, teilweise umringt von einer massiven Mauer. Sie ist eine der größten Liegenschaften der Russischen Föderation in der EU – beachtlich, denn die Tschechische Republik ist mit etwas mehr als 10 Millionen Einwohnern eines ihres kleinsten Mitgliedsländer. Dennoch soll Russland das kleine Land als Basis für EU-weite Geheimdienstoperationen nutzen.

Die Botschaft Russlands als Herzstück für Geheimdienstoperationen im Land, eine „Residentura“, wie es im russischen Spionagejargon heißt – darauf wurde im Dezember im Jahresbericht des tschechischen Inlandsgeheimdienstes BIS hingewiesen, der Regierungsmitgliedern und dem Staatspräsidenten vorgelegt wird.

Darin ist die Rede von „nicht registrierten Geheimdienstoffizieren unter diplomatischem Deckmantel“. Weiter werden die russischen Diplomaten als „das signifikanteste Risiko“ für tschechische Bürger bezeichnet und konkret von russischen Hackergruppen „Turla“ und „APT28“ berichtet. Sie sollen bereits 2016 und 2017 in tschechische Regierungseinrichtungen eingedrungen sein und die Kommunikation des Verteidigungsministeriums und der Armee abgefangen haben.